Mit Projekten zur erneuerbaren Energie beschäftigt sich der Eilveser Marcus Biermann seit fast 25 Jahren. Nun erlebe die Branche aber einen Schub, sagt Biermann. Eine Idee für einen neuen Themenbereich hat er bereits.
Langsam holt die Welt ihn ein. Als ewiger Pionier plant der Eilveser Marcus Biermann schon seit 1996 Projekte zur Nutzung erneuerbarer Energien. Nicht jedes fand Anklang, manche verliefen auch im Sande, weil politische Voraussetzungen nicht stimmten oder die Technik Probleme machte. Neuerdings erlebe die Branche aber einen Schub, sagt Biermann. Die Politik halte vielfach noch nicht Schritt, aber bei Bürgern und Wirtschaft steige die Nachfrage.
Nach dem Auszug der Raiffeisen-Volksbank aus dem Haus neben Biermanns Firma EEservice an der Eilveser Hauptstraße ist nun die Genossenschaft Naturenergie Region Hannover eingezogen. Biermann hatte
das Gebäude, Eilveses alte Schule, bereits 2010 gekauft. Nun nutzt er es für die Genossenschaft, deren ehrenamtliches Vorstandsmitglied und Geschäftsführer er seit der Gründung 2008 ist. Das gesellschaftliche Interesse
an der regenerativen Energie wächst, seit die Debatte um den Klimawandel Fahrt aufgenommen hat. „Dass wir jetzt im Bankgebäude sitzen, passt ja“, sagt Biermann mit einem Lächeln. „Schließlich soll die Energie in Zukunft das Geld verzinsen.“
Auch Biomethan im Angebot
Auch wenn die Genossenschaft Biermanns benachbartem Planungsbüro für erneuerbare Energien bereits Aufträge gegeben hat, sieht er sie nicht als eine Art ehrenamtliche Marketingabteilung an. „Ich mache das aus Überzeugung“, betont Biermann. Auch andere Firmen bekämen Aufträge, „aber natürlich sollen auch die Mitglieder profitieren.“
Aktuell ist die Genossenschaft auf Expansionskurs. Sie wolle weiter wachsen, um auch künftig größere Projekte angehen zu können, sagt Biermann. Aktuell gehören fast 300 Mitglieder aus der Region Hannover
dazu. Jüngster Streich war der Bau von vier Bürgerwindrädern bei Uetze 2018. In Neustadt ruht der Ausbau der Windkraftanlagen aktuell wegen eines Konflikts mit der deutschen Flugsicherung. Doch in dem Rechtsstreit zeichne sich eine mögliche Einigung ab, sagt Biermann. Biomethan und Fotovoltaik sind weitere Angebote der Genossenschaft an Mitglieder und Kunden. Zwei Nahwärmenetzwerke in Eilvese und Wulfelade laufen unter Biermanns Regie: Die zugehörigen Blockheizkraftwerke, die auch Strom erzeugen, werden mit Gas aus dem öffentlichen Netz betrieben. Zum Ausgleich speise die Genossenschaft dort Biogas ein. Die Zukunft in Wulfelade
sei aber ungewiss, die Preise seien relativ hoch, lautet die Info auf www.naturenergie-hannover.de.
Wasserstoff werde mehr und mehr als Stromspeichermedium genutzt. Er könne ins Erdgasnetz eingespeist werden, um den Brennwert zu verbessern, sagt Biermann. „So bekommt das Stichwort ,grünes Gas‘ eine neue Bedeutung, und die bestehenden Biogasanlagen können ein zweites Leben bekommen.“
Testen des „Dörpsmobils“
Auch die Batterien von Elektroautos dienen als Speichermedium für erneuerbare Energien, sogenannte
Wallboxen für die heimische Garage gehören zum ebenfalls zum Angebot der Genossenschaft. Am neuen Eilveser Feuerwehrhaus hat die Genossenschaft E-Ladesäulen aufgestellt. Gespeist werden sie aus der Fotovoltaikanlage auf dem Dach des Neubaus. Das „Dörpsmobil“, ein Elektroauto fürs Carsharing, werde aktuell noch nicht recht angenommen, sagt Biermann. Ortsbürgermeisterin Christina Schlicker (SPD) testet es allerdings gerade – vielleicht wird sie die erste Dauernutzerin. Auch der Verein Bürger für Eilvese unterstützt das Projekt. Die Mitglieder haben sich bereits im vergangenen Jahr vorgenommen, im Dorf das Thema
Nachhaltigkeit zu fördern.
Seit einiger Zeit beschäftigt sich Biermann auch mit Fotovoltaik in der Landwirtschaft. Unter dem Stichwort Agri- oder Agro-PV verstehen Experten die doppelte Nutzung von Flächen.
Solarparks könnten mit Feldfrüchten, Obst oder auch Tierhaltung kombiniert werden, sagt Biermann, der selbst studierter Agraringenieur ist und nebenberuflich Flächen in Eilvese, Suttorf und Hagen bewirtschaftet.
„Konkrete Projekte haben wir dazu noch nicht, aber das könnte spannend werden.“
Von Kathrin Götze